Wenn du in drei Monaten tot wärst: Was würdest du heute verändern?
Nicht gerade eine Frage, die man auf einer Cocktailparty hört, oder? Bevor ich dir erzähle, warum mich diese Frage so beschäftigt, möchte ich den Mann vorstellen, der mir diese Frage gestellt hat: Gunnar Schröder, mein Namensvetter und Lieblingsbestatter. Wir haben uns vor einem Jahr durch ein Coaching kennengelernt. Nicht nur dort, sondern auch auf dem folgenden KingFisher-Törn sprachen wir über die großen, wirklich wichtigen Themen: Leben und Tod.
Gunnar ist ein Mann, der mich fasziniert. Erst neulich habe ich mich mit ihm getroffen, um mehr zu verstehen, welche tiefen Erkenntnisse er gewonnen hat – eben, weil er in seinem Leben den Tod immer vor Augen hat. Als Bestatter arbeitet er ständig an der Grenze zwischen Leben und Tod. Genau das ist der Moment, in dem Menschen sehr offen und ehrlich werden. Denn dann wird ihnen die Endlichkeit des Lebens bewusst. Schnell bemerkte ich, wie viel Lebensfreude und Weisheit Gunnar ausstrahlt. Er weiß über Leben und Tod mehr als ich, das macht es so spannend.
Totenstille auf dem Segelboot
Das geht nicht nur mir so. Selten war es auf der KingFisher Yacht so still, wie in dem Moment, als Gunnar anfing, über seine Arbeit, seine Philosophie und den Tod zu sprechen. Dutzende Erfolgsmänner hingen gebannt an seinen Lippen.
„Durch meine eigene Familiengeschichte bin ich sehr früh mit dem Tod in Berührung gekommen. Und das meine ich ganz wörtlich. Ich habe es aber als Privileg empfunden. So jung durfte ich erkennen, dass das Leben wertvoll ist. Eben, weil es begrenzt ist. Und das führte zur nächsten Erkenntnis: das Leben ist so unermesslich wertvoll, weil wir nicht wissen, wann diese Grenze kommt.“
Der große Konflikt: Wir müssen sterben
Viele Menschen wollen es nicht wahrhaben, wenn sie die Nachricht bekommen, dass der Tod vor der Tür steht. Überforderung, Angst, Panik. Das kann nicht sein! Ich habe doch noch so viel vor, ich darf noch nicht sterben! Habe ich alles geregelt? Der Tod stellt alles in Frage.
„Viele Menschen sehen die Tatsache, dass wir sterblich sind, als großen Konflikt. Dieser Konflikt hat zwei Parteien: den Menschen und den Tod. Wir sind sterblich, aber wir wollen nicht sterben. Das große Problem ist aber, dass wir diesen Konflikt verlieren werden. Das löst eine Spannung aus, mit der wir Menschen total ungern konfrontiert werden wollen. Wenn wir diese Endlichkeit aber akzeptieren und die Lebenszeit, die wir geschenkt bekommen, nutzen – dann wird aus dem Konflikt eine riesige Chance.“
Lebst du in der Weisheit?
Gunnar Schröder schob noch diesen wunderbaren Bibelvers hinterher: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden“. (Psalm 90:12) Was heißt es also, im Bewusstsein von unserem sterblichen Leben Weisheit zu erlangen? Wie können wir unsere Zeit, unser Leben, bestmöglich nutzen?
Stell dir die Frage: Wenn ich noch drei Monate zu leben hätte, was würde ich anders machen? Deine Antwort zeigt dir, ob du für dich bereits einen guten Weg gefunden hast und in dieser Weisheit lebst – oder eben nicht. Kentert dein Boot? Bekommst du Panik, Reue, Angst? Das ist ein klares Indiz dafür, dass dein Leben einen Kurswechsel braucht. Bist du absolut zufrieden und würdest nichts an deinem Leben ändern? Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass du nah an deinem Herz und deiner Berufung bist.
Was bereust du am meisten?
Wenn ich mir diese Frage stelle, spüre ich, dass ich mit meinem Leben und meiner Arbeit absolut zufrieden bin und genau das tue, wofür ich geschaffen bin. Ich bin durch und durch gesegnet. Das ist mir neulich bei einem Spaziergang am Strand wieder bewusst geworden: Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden! Die Selbstständigkeit war damals genau der richtige Schritt, obwohl mir viele Zweifler davon abgeraten haben. Diese Menschen sagen mir heute: Sind wir froh, dass du damals nicht auf uns gehört hast.
Wir haben die Chance, heute die Weichen für unser Leben zu stellen. Wie viele Menschen bereuen am Ende ihres Lebens, dass sie nicht ihrem Herzen und der leisen, inneren Stimme gefolgt sind.
„Die Tragik des Lebens ist nicht, dass es zu früh endet, sondern dass du zu lange wartest, es zu leben!“
In ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Ware wird deutlich, was die Auswirkungen einer falschen Weichenstellung sind:
- Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben wie andere es erwarten.
- Ich wünschte, ich hätte nicht soviel gearbeitet.
- Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
- Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
- Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.
Diese fünf Punkte von Bronnie Ware gehen Hand in Hand mit den Schlüsselthemen, mit denen die Männer zu mir in die Coachings und zu den Männertagen kommen: der Sehnsucht im Leben Raum geben, Eintauchen in das Wesen Gottes und Vaterschaft. Wie wichtig ist es, unsere kostbare Lebenszeit nah an unseren Herzensthemen, mit unseren Liebsten und in unserer Berufung zu leben.
Heute die Weichen für morgen stellen
Hier ist eine Challenge für dich: Welche zwei Dinge kannst
und wirst du jetzt ganz konkret nach dem Lesen dieses Blogs verändern?
Vielleicht heißt das, einen alten Freund mal wieder anzurufen und zu
fragen, wie es seinem Herzen geht. Mehr Zeit mit deinen Kindern zu
verbringen. Deiner Frau etwas richtig Gutes zu tun oder einen längst
überfälligen Kurswechsel in deinem Job durchzuführen. Werde konkret – und
schreibe mir in den Kommentaren kurz, welche Weichen du heute schon anders stellst.
„Nutze Lebenszeit nachhaltig und kehre immer wieder in deine individuelle Gegenwart zurück. HIER ist der Ort, an dem du die ganze Kraft des Lebens spürst.“
Gunnar Schröder
Nach dem Gespräch mit Gunnar werde ich mir jetzt nochmals den Film mit Anthony Hopkins und Brad Pitt anschauen.
Herzlich,
Dein Dirk